• Das ständige „Über-die-Grenzen-Gehen“ zahlt sich nicht aus – mit Wolfgang Mazal

Business Circle, PwC und die RBI luden am 1. Dezember den Universitätsprofessor für Arbeits- und Sozialrecht Dr. Wolfgang Mazal zum 111. Breakfast Briefing ein, der das Publikum mit dem Thema „Normativität als Führungsmethode“ begeisterte.

Die, die im Arbeitsleben drinnen sind, stöhnen und ebenso jene, die draußen sind

Prof. Dr. Mazal begann seinen Vortrag mit der „Ausgangslage: Irrsinn!?“. Heute stöhnen viele über enormen ökonomischen Druck. Und das Absurde daran ist, „die, die im Arbeitsleben drinnen sind, stöhnen und ebenso jene, die draußen sind“, so Mazal. Das stelle den gesamten HR-Bereich, Führungskräfte und Nachgeordnete vor Herausforderungen. Heute werde sehr viel über Führungskräfte und das Führen gesprochen. Für ihn ist „Führen“ weder diktatorische Methode, noch therapeutisches Gespräch, Konditionierung oder gar ein Dressurakt, sondern Motivation. Das reine Movere (Bewegen) – im Sinne von bloß Machen reiche nicht mehr. Der Mitarbeiter muss ja motiviert sein und Begeisterung – ein inneres „Feuer“ – dafür aufbringen“, führte Mazal weiter aus. Es ist weder Zuckerbrot – im Sinne von Lob oder Anreizen, die für ihn wie Drogen wirken und immer nach mehr Steigerung verlangen – noch Peitsche – im Sinne einer Drohung mit dem AMS –, die den Menschen nachhaltig motivieren, sondern es sind verbindliche Regeln. Denn „nachhaltige Beziehungen funktionieren nur über Verbindlichkeiten“, so Mazal weiter. „Daher motiviert uns nachhaltig der Sinn, uns an verbindliche Regeln zu halten.“

Rehumanisierung der Arbeitswelt

Eine Rehumanisierung der Arbeitswelt beginne daher erst durch Normativität, erläuterte Mazal. Für ihn steht auch fest, dass „wenn alles so ist, wie es sein soll, niemand auf die Idee käme, dass es ein Gesetz braucht.“ Es gibt für ihn zwei Momente ohne Gesetz – der eine ist theoretisch: Das Paradies, da gibt es kein Recht, und der andere ist der Glücksmoment: „Da ist alles so, wie es sein soll.“ Management komme von manus + agere – also mit der Hand führen. Und Führen heißt nicht Druck oder Laissez-faire auszuüben, sondern „Berührung“ – also einander auf Augenhöhe begegnen. Daher lautet sein Appell: Führen als Gespräch zu begreifen. Wenn wir uns auf Regeln einlassen, dann werden wir innerhalb des Arbeitsrechts auch gute Möglichkeiten finden. Denn es sei die Frage, entstehen Arbeitsbeziehungen aus der Denke heraus, den anderen über den Tisch zu ziehen oder eine Beziehung einzugehen. „Das ständige Über-die-Grenzen-Gehen zahlt sich nicht aus, ist nicht nachhaltig,“ fasst Mazal seine Ausführungen zusammen. „Und denen, die da sind, immer mehr aufzuladen, könne nicht die Lösung sein.“

Nachhaltig ist eine Kombination von Normen und Führung

Nachhaltig sei daher eine Kombination von Normen und Führung. Das Grundproblem liege für ihn im massiven Defizit im Verstehen von Demokratie. Wir sind alle Teil des Systems und als solche können alle zur Genesung des Systems beitragen. Daher sollten wir das „Nein, weil“ aus unserem Vokabular streichen und durch ein „Ja, aber“ ersetzen. So lautete sein abschließender Appell zur Umkehr – denn Advent ist die „Zeit der Umkehr“.

 

Streichen wir das 'nein, weil' und ersetzen wir es durch 'ja, wenn'

Hier können Sie einen Video-Teaser des Breakfast Briefings sehen:

 

Das Video wurde produziert von NeuKurs.

 


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