Zentrale Fragen aus der Eröffnungsdiskussion waren: Wie kann Kreislaufwirtschaft wirtschaftlich lohnend gestaltet werden? Und: Wie weit sind einzelne Unternehmen und Branchen bereits? Die Konferenz bietet einen spannenden Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft.
Keynote: Rechtliche Rahmenbedingungen als Treiber der Nachhaltigkeit
Christian Richter-Schöller, DORDA Rechtsanwälte, zeigte in seiner Keynote auf, wie rechtliche Vorgaben wie die EU-Lieferkettenrichtlinie (#CS3D) oder die Ökodesignverordnung Unternehmen dabei helfen können, nachhaltiger und innovativer zu werden – wenn sie richtig umgesetzt werden.
Herausforderungen und Chancen der Regulierungen sind es, Ziele im Fokus behalten. Der EU Green Deal verfolgt klare Ziele wie Emissionsreduktion, Energieunabhängigkeit und den Schutz von Verbraucherinteressen. Doch die Umsetzung führt oft zu Bürokratie und Aktenbergen, die Unternehmen abschrecken. Gerade Berichtspflichten gelten als negatives Beispiel für regulatorische Überforderung. Sie sind oft komplex, kleinteilig und schwer verständlich.
Wie könnte jetzt ein zielgerichteter Ansatz echte Verbesserungen bringen?
Ein guter Supplier Code of Conduct sollte kurz und prägnant sein, auf klar definierte Werte abzielen und die zivilrechtlichen Pflichten der Lieferanten berücksichtigen. Auch wenn die Regulatorik enorme Chancen bietet, muss sie verständlich und pragmatisch umgesetzt werden. Es kommt darauf an, die richtigen Hebel zu nutzen, um Bürokratie in sinnvolle Maßnahmen zu verwandeln.
Für weiterführende Informationen und Vorlagen: www.cs3d.eu.
Impuls: Die neue Ökodesign-Verordnung (ESPR) – Kern der Kreislaufwirtschaft. Stefan Pichler, EY denkstatt
Das Prinzip der geplanten Obsoleszenz bekämpft die Ökodesign-Verordnung (ESPR), indem sie Reparatur- und Recyclingfähigkeit vorschreibt. Ein zentrales Element ist der digitale Produktpass, der alle relevanten Daten eines Produkts erfasst und für verschiedene Vorschriften nutzbar macht.
Die ESPR umfasst dabei Konsumgüter, Zwischenprodukte wie Stahl oder Aluminium sowie Farben, Lacke und Reifen. Bereits beschlossen ist ein Verbot der Zerstörung unverkaufter Textilien (und auch deren „thermische Verwertung“) für große Anbieter. Die EU will sich als Vorreiter positionieren und internationale Standards setzen, auch wenn noch völlig offen ist, wie die USA oder gar die BRICS-Staaten mit diesem Thema umgehen werden.
Zum Zeitplan der Maßnahmen: Erste Anpassungen im Ökodesign sollten bereits jetzt begonnen werden, um dann ab 2027 einen Digitalen Produktpass etablieren zu können.
Die ESPR fordert von Unternehmen wieder neue Anpassungen, kann aber auch Chancen bieten, wenn Nachhaltigkeit und Transparenz als zentraler Wettbewerbsvorteil erkannt wird.
Mit effizienten Methoden Ressourcenschonung und Umweltfreundlichkeit garantieren
Best Practice: Vom Wertstoffkreislauf zur Vision „Zero Waste“. Thomas Haid, Saubermacher Batterie Services und Jochen Trommer, KPMG
Die Unternehmen Saubermacher, Denzel und Porsche Austria haben ein Joint Venture gegründet, um den Recyclingprozess von E-Auto-Batterien zu optimieren. Aktuell ist das Recycling dieser Batterien noch ineffizient, was ein großes Hindernis für die Umweltverträglichkeit der Elektromobilität darstellt. Ziel ist es, kritische Rohstoffe wie Lithium und Kobalt zurückzugewinnen und die benötigte Menge pro Fahrzeug zu reduzieren. Gerade Europa ist eher rohstoffarm und daher stark abhängig von Importen. Seltene Erden werden oft in China abgebaut oder verarbeitet, was nicht nur geopolitische, sondern auch ökologische Probleme aufwirft.
Ein Kompetenzzentrum in Österreich erarbeitet Methoden zur fachgerechten Zerlegung von Batterien in sortenreine Fraktionen wie Aluminium, Kupfer und Eisen. Dabei können neue Batterien aus recycelten Rohstoffen hergestellt werden. Derzeit ist das Verfahren jedoch noch aufwendig und teuer. China ist bei der E-Mobilität und dem Recycling von Batterien rund zehn Jahre voraus.
Die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Batterien ist technisch machbar, aber wirtschaftlich noch herausfordernd. Der Fokus liegt auf der Entwicklung effizienterer Recyclingmethoden, um langfristig Ressourcenschonung und Umweltfreundlichkeit zu gewährleisten.
Danach teilte sich das Publikum auf in insgesamt 11 Deep-dives zu den Themenkreisen: Lieferketten, Return on Investment in der Kreislaufwirtschaft, Innovation sowie Reporting und Kommunikation
Abschlusspanel: Utopie Circular Economy - Rohstoffabhängigkeit als Dealbreaker für ambitionierte Unternehmen
Unter der Moderation von Valerie-Sophie Schönberg betraten Reinhard Backhausen, ÖGV | Philipp Horner, voestalpine High Performance Metals | Gabriela Maria Straka, respACT und Eli Widecki, Baumit das Podium:
Hier einige Kernaussagen aus der Diskussion:
- Nicht nur Rohstoffe, sondern auch Energie wird immer knapper. Doch gerade in Bereichen wie Bau und Immobilien bietet Kreislaufwirtschaft enorme Hebel.
- Kreislaufwirtschaft kann nur funktionieren, wenn Produzenten, Konsumenten und der Handel aktiv mitgestalten, anstatt auf politische Lösungen zu warten.
- Innovationen entstehen durch Wettbewerb und Zusammenarbeit und können nicht politisch oktroyiert werden. Unternehmen sollten über Branchengrenzen hinweg vernetzt denken und Erfolge teilen.
- Dennoch ist politische Unterstützung essenziell, aber oft fehlt in den entscheidenden Kreisen das Verständnis für Kreislaufwirtschaft.
- Als vergleichsweise kleines aber hochtechnologisches Land hat Österreich die Möglichkeit, Kreislaufwirtschaft schneller umzusetzen als große Nationen. Dies könnte ein echter Wettbewerbsvorteil sein.
- Ein eigentlich cooles Thema wie Kreislaufwirtschaft, das ja auch für Umweltschutz und Unabhängigkeit steht, wird zerredet, weil es durch zu viele Regularien ein schlechtes Image bekommt. „Lasst euch eure Ideen nicht kaputt machen.“
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