Ich bin Prozessmacher. Ich hocke tief drinnen im Maschinenraum und schau mir an, was das Unternehmen einzigartig macht. Ich tu das gern, denn jeder Prozess ist lebendig und einzigartig. Es gibt einen Anfang, dann passiert etwas und am Ende ist es vorbei. Wie geht man am besten mit seinen Prozessen um? Das kann und muss jeder für sich selbst entscheiden.
"Prozesse sind kein in Stein gemeißeltes Selfie-Schicksal"
Auf der einen Seite sind da die Prozessmaler. Die beschränken sich darauf, irgendwann mit einem Selfie-Stick im Maschinenraum zu stehen, um digital festzuhalten, was man aktuell für den Idealzustand hält. Man erfasst erfolgreich, tütet das Ergebnis ein und schließt es weg. Das wars. Einzig mögliche Ausnahme: Wenn es irgendwann so richtig weh tut, sucht man vielleicht noch einmal den Aktenschrank, in dem man versteckt hat, was das Unternehmen ausmacht. Vermutlich forscht man lange nach dem Schlüssel für den Schrank und den nötigen Erklärungen, die mit dem damals verantwortlichen Kollegen schon vor Jahren in Pension gegangen sind. Prozesse sind kein in Stein gemeißeltes Selfie-Schicksal. Sie leben. Jeder kann sie gestalten, in Frage stellen, optimieren. Basis dafür sind eine gesunde Skepsis und im Idealfall sogar echte Zweifel am IST Zustand. “So sind wir eben und das war schon immer so!” darf nicht mehr gelten. Das ist kein Weg.
"Prozessmacher gehen dahin, wo es wehtut."
Prozessmacher brauchen Mut, keine Frage. Und Gestalten kostet Kraft. Man braucht in jedem Fall Verbündete. Unterstützer, die einem bei Gegenwind den Rücken freihalten, Gleichgesinnte, die den Umgang mit Zweifeln kennen. Freunde,die wissen was sie tun und was sie tun wollen.
Prozessmacher brauchen Kommunikation. Sie müssen über das, was sie tun, reden wollen und dürfen. Welche Folgen könnte mein Tun haben, wer ist betroffen, werhat womöglich Angst vor Veränderung. Wie kann ich dem die Angst nehmen? Alles muss auf den Tisch.
Prozessmacher brauchen Prototypen, ein Leuchtturmprojekt. Wer nicht irgendwann von einer strategischen Initiative aufgehalten werden will, muss etwas zeigen können. So verschafft man sich und anderen eine Vorstellung davon, was möglichist.
Prozessmacher gehen dahin, wo es weh tut. So wichtig wie die Digitalisierung des Urlaubsantragsprozesses auch sein mag, sie ist nicht die richtige Wahl. Beweisen sollte man sich am schwierigsten und wichtigsten Prozess. Alles andere ist dannein Kinderspiel.
“End to End ist der neue Durchblick”
Prozessmacher automatisieren irgendwann. Niemand ist nur ein wenig schwanger.
Prozessmacher brauchen Freiheit im Denken und Handeln, denn Prozesse sind einzigartig. Greift man darauf zurück, was andere bereits erdacht und vorgefertigthaben, entfernt man sich immer weiter von seiner Individualität.
Prozessmacher denken langfristig. Jeder kann ein Pflaster auf ein aufgeschlagenes Knie pappen und ein paar Tränen trocknen. Die OP am offenen Herzen eines Unternehmens verlangt definitiv nach mehr.
Prozessmacher sind Entdecker. Sie haben die Hand am Puls des Unternehmens und spüren jede Unregelmäßigkeit. Da stimmt was nicht, lass mal gucken. Dann öffnen sie lässig und wissend lächelnd die Motorhaube und finden das Problem.
Prozessmacher sprechen deine Sprache, klar und verständlich.
Prozessmacher halten Insellösungen für das, was sie tatsächlich sind, nämlich Insellösungen.
Prozessmacher sind grenzenlos offen. Niemand sollte die Augen davor schließen, was das draußen los ist, und keine Option ignorieren. Jedes technische System sollte Beachtung finden und mit seinen Besonderheiten berücksichtigt werden.
Prozessmacher lieben den Blick aufs Ganze. Denn End to End ist der neue Prozessmacher Durchblick.
Prozessmacher sind Weltverbesserer, denn wie es heute ist, muss es morgen nicht sein.
Fazit:
Prozesse bestimmen nicht nur unser Handeln, sie sind es. Man sollte ganz genau drauf schauen, wie Unternehmen mit ihren Prozessen umgehen, denn das ist die Basis der erfolgreichen digitalen Transformation. Dem Vorgang, der keinen Sieger hervorbringen muss, sondern stattdessen viele erfolgreiche Unternehmen, die den Mut hatten und haben, sich selbst und ihr Tun in Frage zu stellen. Immer und immer wieder.
Veranstaltungstipp:
Prozessmanagement- & Automatisierungs Forum, Wien