Prozessmanagement ist der Überbegriff für all jene Abläufe in Unternehmen, die sich mit der Planung, der Durchführung, dem Controlling und letztlich der Optimierung von miteinander verbundenen Aufgaben beschäftigen. Dabei steht neben der Wertschöpfungskette auch das Zusammenspiel einzelner Akteure im Vordergrund. Im Vorfeld des Prozessmanagement- Forums haben wir uns mit Reto Beutler (Swisscom) über Optimisierungspotential bei der Prozessmodellierung und den damit verbundenen Herausforderungen unterhalten.
BC: Wo sind aus Ihrer Sicht betrachtet aktuell die größten Probleme in punkto Prozessmodellierung vs Realität?
Beutler: Durch die zunehmende Agilisierung wird das Prozess Management dezentraler modelliert. Wodurch die End-to-End Sicht erschwert und die Prozessvarianz erhöht wird. Somit steigt auch die Prozesskomplexität
BC: Welche wichtigen und vor allem dringenden Hausaufgaben müssen im BPM erledigt werden, um die Automatisierungsreise zu starten?
Beutler: Die Prozessdokumentation muss einerseits vereinheitlicht und andererseits zusammengeführt werden. Durch die Harmonisierung der unterschiedlichen Dokumentationen wird die Basis für eine nachhaltige und umfassende Automatisierung geschaffen, ohne dass Teams oder Prozesse einzeln betrachtet werden. Um die erwähnte Prozessvarianz und -komplexität zu minimieren, erachte ich die Standardisierung der Kernprozesse als unabdingbar. Damit die Prozessindividualität in der Peripherie aber nicht verunmöglicht wird, müssen die Prozesse modularisiert ausgestaltet werden.
BC: Wo liegen - aus Sicht der Swisscom – die größten Herausforderungen bei der Prozessoptimierung?
Beutler: Im Kontext der agilen Sichtweise und der produktorientierten Arbeitsweisen, entstehen unterschiedliche Prozessausprägungen, welche sich in kleinteiligem Optimierungspotential manifestieren. Diese lokalen, teilweise fragmentierten Automatisierungen führen zwangsläufig nicht zu einer globalen End-to-End Automatisierung. Diese Case-by-Case Optimierungen erschweren es auch potenzielle Skaleneffekte zu erreichen und zu nutzen. Der einzelne Benefit der Automatisierung pro Case wird dadurch kleiner und führt zu einem schlechteren «Return on Investment». Um dem entgegen zu wirken setzen wir vermehrt auf «data-driven» Prozessanalyse. Auf der Automatisierungsebene selbst stellen wir zudem eine Entwicklung in Richtung Intelligent Process Automation, also die Kombination von RPA & AI fest.
Erleben Sie Reto Beutler live bei seinem Vortrag "INSIGHTS FROM THE AUTOMATION VALUE CHAIN @ SWISSCOM" beim Prozessmanagement & Automatisierungsforum am 5. / 6. Mai in Wien.