Innerhalb der 30 Jahre Firmengeschichte ist die juristische Community die, mit welcher Business Circle als erstes und am längsten einen gemeinsamen Weg geht. Davon zeugt jetzt die 28. RuSt Klassik und die 2. RuSt NEXTGen. Als Themen wird es heute geben: Künstliche Intelligenz, Sustainability, persönliche Entwicklung und natürlich Netzwerken. Besonders betonte er, dass der Anteil zwischen Rechtsabteilungen / Legal Counsel und Anwaltskanzleien schön ausgewogen ist und dass der Anteil an Wissenschaft / Universität noch gesteigert werrden konnte
Die fachliche Leiterin Alisha Andert ist Volljuristin und Mitgründerin & Vorstandsvorsitzende des Legal Tech Verband Deutschland e.V., mit Sitz in Berlin, mit dem sie es sich zum Ziel gesetzt hat, den Rechtsmarkt benutzerfreundlicher und effizienter gestalten. Und auch wenn das Netzwerken viel über LinkedIn funktioniert, so vieler Junge, die sich persönlich an einem Ort treffen, hat sie noch nie erlebt, auch wenn sie erst einmal googeln musste, wo Rust überhaupt liegt.
The Impact of AI on the Future of Work
David Timis ist AI & Future of Work Expert, er eröffnete seinen auf englisch gehaltenen Vortrag mit einem Vergleich: Bei amazon wird schon mehr Lager- und Logistikarbeit maschinell als menschlich erledigt. Es werden also kaum noch Gabelstaplerfahrer mehr beschäftigt, aber für die Wartung und Programmierung der Roboter braucht man Mechatroniker und Informatiker. Das sind zwar einige weniger, aber diese werden jetzt händeringend gesucht und sehr gut bezahlt. Wirtschaftliche Umwälzungen hat es schon immer gegeben, aber diese passiert jetzt in unvergleichlicher Geschwindigkeit und weltweit gleichzeitig.
Neune Jobs entstehen: Uber Driver, Influencer, Social Media Manager. Die Hälfte des Publikums arbeitet auch remote und das im juristischen Bereich. Die AI-Revolution unterschiedet sich von anderen wirtschaftlichen Umwälzungen durch die Geschwindigkeit, mit der sie passiert, und dadurch, dass es weltweit gleichzeitig vor sich geht. Das stellt viele Unternehmen vor ungeahnte Herausforderungen, kann aber auch neue Chancen bieten.
Welche Jobs verschwinden, welche Skills werden neu gebraucht? Hier kann ein Blick nach Asien helfen: Japan und China haben Kinder- und Überalterungsprobleme, sind aber im technischen Bereich hochqualifiziert. Dort kann man schon sehen, was Roboter alles einmal machen werden. In menschlicher Hand werden aber immer die 4C bleiben: Creativity, Collaboration, Critical Thinking und Communication.
Für Unternehmen heißt das: Invest in People! Wer in neue Technologien investiert, sollte auch darin investieren, sein Team so zu schulen, dass sie damit umgehen können.
Podiumsdiskussion: Legal Innovation als Mindset
Moderation: Sonja Dürager, bpv Hügel / Alisha Andert, Legal Tech Verband Deutschland / This is Legal Design | Paul Eberstaller, Universität Wien | Martin Ivanov, ARAG
Einige Kernaussagen aus der Diskussion:
- Bei der Digitalisierung einer Rechtsabteilung ist es wichtig, nicht nur Technologie zu beschaffen, sondern bestehende Prozesse zu optimieren.
- Wer einen schlechten Prozess digitalisiert, hat einen schlechten digitalen Prozess.
- Viele stehen neur Technik eher konservativ gegenüber, daher müssen sie schrittweise an den praktischen Nutzen herangeführt werden.
- Wichtig ist dabei, die Frage „What’s in it for me?“ gut beantworten zu können.
- KI kann juristische Recherchen und das Erstellen von Schriftsätzen unterstützen, aber menschliches Überprüfen bleibt bei rechtlich relevanten Dokumenten unverzichtbar.
- Das Konzept „Human in the Loop“ muss also weiterhin im Vordergrund stehen.
- Der Lehrplan an Universitäten hat die Integration von KI noch kaum berücksichtigt, wobei es erste Ansätze gibt.
Abschlusspanel: M&A im Fokus – die wichtigsten Learnings aus rechtlicher und prozessualer Natur im Transaktionsbereich
Lorenz Pracht, CERHA HEMPEL / Philipp Herold, GoStudent | Stefan Dobrijević, Wirtschaftsuniversität Wien
Die drei Vortragenden, die die gute Mischung aus Anwalt, Legal Counsel und Wissenschaft repräsentierten, lieferten einen Überblick, wie man in die komplexe Materie von M&A-Transaktionen einsteigt und was man da mit Wirtschaftsmediation erreichen kann. Vor allem Stefan Dobrijević, der die wissenschaftliche Seite vertrat, informierte über die Vorteile außergerichtlicher Verfahren. Wobei in der Diskussion eingeräumt wurde, dass ein Schiedsverfahren nur dann zielführend ist, wenn beide Seiten ein Interesse an einer gütlichen Beilegung haben. Es ist dann gut, wenn man einen Mediator oder Translator hat, der genau erkennt, was die eigentlichen Interessen sind und wie man die unter einen Hut bringen kann. Wie gestaltet sich dabei das Zusammenspiel von Rechtsabteilung und beratender Anwaltskanzlei? Die Rechtsabteilung muss mit ihrem betrieblichen Wissen Interessen definieren, welche von der beratenden Kanzlei juristisch sauber ausformuliert werden. Es ergibt sich die Möglichkeit, taktisch klug zu verhandeln: „good cop - bad cop“ ist zwar ein alter Trick, der aber immer wieder zu den gewünschten Ergebnissen führt.
Mit dem Ende des Konferenztages trafen schon die ersten Teilnehmer für die RuSt Klassik am kommenden Tag ein, so dass die jetzt folgende Abend-Keynote nicht nur krönender Abschluss, sondern gleichzeitig auch ein glänzender Übergang war.
Zusammen mit Moritz Mirascija begrüßte nun der fachliche Gesamtleiter der RuSt, Dr. Clemens Hasenauer, den schon deutlich volleren Saal.
Wolfgang Petritsch, Austrian Institute for International Affairs: EU im Spannungsfeld zwischen USA - China - Russland - ein Diskurs über Abhängigkeiten und Multipolarität
Wolfgang Petritsch war Vertrauter von Bruno Kreisky sowie seitens der UNO Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. Er eröffnete seinen Vortrag mit einer Kritik der eurozentrierten Weltsicht. Ob jetzt in der Ukraine Krieg ist, interessiert beispielsweise Südamerika, Südafrika oder China und Indien nur peripher. In Wien sollte man sich aber schon Gedanken darüber machen, dass die ukrainische Grenze näher liegt, als die zur Schweiz.
Wir befinden uns in einem dialektischen Prozess zwischen Globalisierung und Re-Nationalisierung. Im Vorfeld der Nationalratswahl wurden aber internationale Entwicklungen rund um den Globus kaum thematisiert. Die Frage, wie sich die EU zum Aufstieg der BRICS-Staaten stellt, wird in Österreich zu wenig behandelt, wodurch Österreichs außenpolitisches Profil leider verloren geht. Bruno Kreisky wurde noch als ehrlicher Makler nicht nur anerkannt, sondern auch angerufen.
Für die versammelte junge Generation erläuterte er als „Elder Statesman“ noch einmal die Situation, die im Kalten Krieg geherrscht hatte: mit dem Gelichgewicht des Schreckens war doch eine relativ stabile Ordnung etabliert, ein informelles System der Berechenbarkeit, nach der Kuba-Krise gab es das rote Telefon zwischen Washington und Moskau. Der Epochenwechsel kam nach 1989: USA hielten sich für den Sieger der Geschichte, während der Zusammenbruch des Sowjetsystems doch viel undramatischer als befürchtet vonstatten ging. Anstatt eines amerikanischen Jahrhunderts brach nach dem 9.11.1989 nur ein unilaterales Jahrzehnt an, das bis zum 11.9.2001 dauerte. Der „Krieg gegen den Terror“ im Irak und Afghanistan endete katastrophal für die USA und der Weg zu neuen Machtkonstellationen in der Welt war frei. Es wird keine Blöcke geben, aber Netzwerke, und diese sind multilateral und polyzentrisch. Es gibt keine klaren Führungsmächte mehr, deren Rolle mit der von USA und UdSSR von vor 1989 zu vergleichen wäre. Und gerade in polylateralen Netzwerken ist es für Österreich und Europa um so wichtiger, in essentiellen Fragen souverän und autark zu sein. Ist das ein Grund, pessimistisch in die Zukunft zu schauen? Nein, denn die Menschheit hat das Potenzial, Krisen zu überwinden, sonst gäbe es sie schon lange nicht mehr. Wir haben Gründe für einen vernünftigen Optimismus und Denken in Möglichkeiten, gerade im Rückblick auf das, was wir schon gemeistert haben.
Die nächste RuSt NEXTGen findet am 15. Oktober 2025, jetzt in neuer Location in Loipersdorf statt.