Warum brauchen wir vor der Zukunft keine Angst haben? Das war die Einstiegsfrage an Karl-Heinz Land, einen der Vordenker der digitalen Zukunft. Der Autor des Buches „Erde 5.0“ führte in seinem Referat den rund 250 Teilnehmern in St. Pölten vor Augen, wie die Zukunft im Bereich der Digitalisierung ablaufen wird.
Die Digitalisierung sei die einzige ernstzunehmende Option, diese existenziellen Herausforderungen der Menschheit auf einer grundlegenden, systemischen Ebene zu lösen. Nur in einer engmaschig vernetzten und digital optimierten Welt würden sich die Zusammenhänge abbilden, messen und managen lassen. „Derzeit entstehteine neue, digitale Infrastruktur des Wohlstands. Sie demokratisiert den Zugang zu Bildung und Information, zu Sozial - und Gesundheitsleistungen,sowie zu Kapital und Märkten.“ Die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politischeTeil habe durch Technologie zu fördern, sei auch eine wirksame Strategie gegen Populismus, Protektionismus und die grassierende Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Natur,“ meint der deutsche „Digital-Evangelist“. Auf einer Erde 5.0 verändert sich auch die Rolle der Unternehmen. Das alte Motto des Nobelpreisträgers Milton Friedman – „The Businessof Business is Business“ – hat ausgedient. Land:„Die Wirtschaft wird in die Verantwortung genommen.“ Das führt dazu, dass der Mensch und seine „analoge“ Umgebung, seine Gemeinde, seine Region, mehr in den Fokus rückt.
Willi Molterer, Vizekanzler a.D. und Chef des EFSI
“Am besten wäre, wenn man der NÖGIG das N wegnimmt und eine ÖGIG schafft .“
Es braucht engmaschige Glasfaservernetzung
Auch als Reaktion auf diese Anforderung brauchtes den weiteren Ausbau der Infrastruktur, wie Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl, Drei-Chef Jan Trionow und der ehemalige Vizekanzler Willi Molterer, der heute für die EFSI, den Europäischen Fonds für strategische Investitionen tätig ist, in der anschließenden Podiumsdiskussion meinten. Dabei müsse vor allem auf das „dritte Drittel“ besonderen Wert gelegt werden. Das sei jenes Drittel Österreichs, das aufgrund fehlender wirtschaftlicher Relevanz (das erste Drittel) oder mit minimalem Einsatz der öffentlichen Hand (das zweite Drittel) nicht mit digitaler Infrastruktur versorgt würde und daher auf der Strecke bleibt – der ländliche Raum und mit ihm ein Drittel der Gemeinden. Das zu schaffen, brauchtes aber offenbar, so Molterer „eine Grenze des Föderalismus“, da es einen übergeordneten Plan braucht, wie flächendeckend digitale Infrastruktur hergestellt werden könnte. Augenzwinkernd meinte er zu Moderator Hartwig Tauber von der NÖGIG, der Niederösterreichischen Glasfaserinfrastruktur Gesellschaft: „Am besten wäre, wenn man der NÖGIG das N wegnimmt und eine ÖGIG schafft.“
Der schleppende Glasfaser-Ausbau und die dadurch ebenso schleppende 5G-Verfsorgungdes ländlichen Raums war generell das beherrschende Thema der Kommunalwirtschaftsgespräche. Den Grund brachte Keynote-Speaker Karl-Heinz Land auf den Punkt: „Gemeindenhaben durch die Digitalisierung die Möglichkeit, bürgerfreundlicher zu werden. Und der Bürger hat durch diese digitale Interaktion das Gefühl, er könne etwas sagen, sich stärker ‚an seiner Gemeinde‘ beteiligen.“
Die nun mehr neunte Auflage des KOMMUNALWIRTSCHAFTSFORUM fand am 28.und 29. März 2019 in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten statt. Rund 200 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft diskutierten zum Motto „Gemeinsam handeln für die lebenswerte Kommune: lokale Antworten für globale Herausforderungen der digitalen Zukunft“ über Erfahrungen, Lösungen und mögliche nächste Schritte und Ziele für Gemeinden.
Schirmherrn des Forums sind der Österreichische Gemeindebund und der Städtebund, KOMMUNAL ist Medienpartner. Initiiatoren des Kommunalwirtschaftsforums sind Deloitte, Raiffeisen, Siemens und Swietelsky.
Text: Mag. Hans Braun, Kommunal Magazin