• Kreislaufwirtschaft ist Rohstoffunabhängigkeit ist Wettbewerbsvorteil: Ein Gespräch mit Reinhard Backhausen

Ing. Reinhard Backhausen ist Unternhmer, Vizepräsident des ÖGV (Österr. Gewerbeverein) und Advisor des „Circular Economy Forums Austria. Wir sprechen über die Vorteile des Kreislaufwirtschaftsgedankens für rohstoffarme Länder wie Österreich und wie sich die jetzigen Anstrengungen langfristig lohnen können.

Business Circle: Sehr geehrter Herr Ing. Backhausen, Sie sind schon seit 2007 Pionier des „Cradle to Cradle“-Prinzips, was hat Sie dazu bewogen, sich schon so früh mit diesem Thema zu beschäftigen und wie waren die ersten Reaktionen darauf?
Reinhard Backhausen: Ein Mann von EPEA hat mich darauf angesprochen. Zuerst war ich skeptisch, dann jedoch hat mich die Begeisterung für dieses Thema gepackt. Mein Managementteam war anfangs auch dagegen (wir hatten 250 Mitarbeiter), ich habe jedoch dann eine „Top-Down-Entscheidung getroffen und das Projekt „C2C“ gestartet.

BC: Ein neues Mindset setzt sich umso besser durch, je mehr es sich „rechnet“. Was sind die speziellen Vorteile der Kreislaufwirtschaft speziell in Österreich als rohstoffarmem Land und wie kann man das am besten kommunizieren?
Backhausen: Bei der Kreislaufwirtschaft geht es um 2 Dinge: 1) Rohstoff-Erhalt und 2) Innovationsprozesse, die bei richtiger Umsetzung auch zu verbesserten Produkten und Kosteneinsparungen führen können.

BC: Wie bewerten Sie den Beitrag, den zirkuläre Geschäftsmodelle zur Rohstoffunabhängigkeit leisten können, insbesondere in Zeiten von Krisen oder bei geopolitischen Spannungen?
Backhausen: Kreislaufwirtschaft wird DAS Wirtschaftssystem der Zukunft werden. Wir müssen speziell in Europa von „Asien &Co“ unabhängiger werden und dürfen die importierten Produkte (=darin enthaltene Rohstoffe) nicht entsorgen oder verbrennen, sondern müssen sie erhalten und wieder in den Kreislauf führen. Das gilt natürlich auch für die Produkte innerhalb Europas. Voraussetzung dafür ist aber eine Sortenreinheit, ohne die eine Wiederverwertung von Materialien nicht möglich ist.

BC: Inwiefern sehen Sie – auch aus Ihrer langjährigen Erfahrung heraus - Joint Ventures und Kooperationen zwischen Unternehmen als Lösung, um Rohstoffrisiken zu minimieren, und kennen Sie da besondere Best Practices?
Backhausen: Kreislaufwirtschaft funktioniert NUR mit Kooperationen. Unternehmen müssen über den Tellerrand hinausschauen und offen für Kooperationen sein. Speziell in Europa ist das besonders wichtig. Unnötiges Konkurrenzdenken ist fehl am Platz. Wir müssen uns gegenseitig stärken, um in Europa überleben zu können.

Wichtig ist, dass sich die Kreislaufwirtschaft global durchsetzt

BC: Bietet der Fokus auf Alternativmärkte wirkliche Lösungen oder verschieben sich dann nur Probleme?
Backhausen: Man muss für alle Märkte offen sein. Wichtig ist, dass sich die Kreislaufwirtschaft global durchsetzt um die weltweiten Ressourcen zu schonen. Die Politik muss hier entsprechende Rahmenbedingungen setzen, aber umsetzen muss es die globale Wirtschaft. Das Verständnis für Kreislaufwirtschaft muss wachsen. Hier muss intensiv an KOMMUNIKATION gearbeitet werden. Viele wissen noch nicht, was Kreislaufwirtschaft ist.

BC: Um den Kreis zur Eröffnungsfrage zu schließen: Was müsst sich in Ihren Augen innerhalb der nächsten 5 Jahren in Bezug auf Kreislaufwirtschaft geändert haben, damit Sie sagen könnten: „Die jetzigen Anstrengungen haben sich gelohnt“?
Backhausen: In den letzten Jahren/Monaten wurden einige wichtige Pflöcke seitens der EU betreffend Kreislaufwirtschaft eingeschlagen (CSRD, EU-Taxonomieverordnung, Lieferkettengesetz, etc.). Die Unternehmer sollen dies nicht als Bedrohung und Gefahr sehen, sondern als CHANCE für Veränderung und Umsetzung von Innovationsprozessen um für die Zukunft noch besser gewappnet zu sein. Firmen, die sich jetzt darauf einstellen, haben eindeutige Wettbewerbsvorteile.

BC: Abschließend: Sie waren ja letztes Jahr schon Teil des Circular Economy Exchange, möchten Sie ihren Eindruck von dieser Konferenz mit uns teilen?
Backhausen: Ich finde diese Veranstaltung hervorragend aber auch sehr wichtig. Man muss über diese Themen so viel wie möglich reden und darüber diskutieren. Wichtig ist aber auch, dass die Teilnehmer an der Konferenz nicht nur Leute sind, die ohnehin schon überzeugt sind, sondern es sollten möglichst viele Unternehmer angesprochen werden, die diesen Themen noch skeptisch oder unwissend gegenüberstehen. Unsere „Community“ muss wachsen.

BC: Danke für dieses tolle Feedback! Wir freuen uns, Sie wieder zum Circular Economy Exchange zu begrüßen.

blog ace Backhausen 200

Ing. Reinhard Backhausen, BASc war über 30 Jahre lang geschäftsführender Gesellschafter der Textilproduktionsfirma „Backhausen interior textiles“ und viele Jahre lang Präsident der österr. Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie.
Mit „Cradle to Cradle“ war er schon seit 2007 Pionier für die Kreislaufwirtschaft in Österreich und berät seit über 10 Jahren nationale und internationale Unternehmen bei der Implementierung der Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus fungiert er als Vizepräsident des ÖGV (Österr. Gewerbeverein) und Advisor des „Circular Economy Forums Austria“. Beim Circular Economy Exchange 3.0 ist er teil des abschließenden Paneldiskussion mit dem Thema „Utopie Circular Economy - Rohstoffabhängigkeit als Dealbreaker für ambitionierte Unternehmen“.

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