• Synergien zwischen Compliance und ESG effektiv nutzen: Interview mit Isabella Hollerer und Michael Staudacher, Kwizda

Isabella Hollerer ist Nachhaltigkeitsmanagerin und Michael Staudacher Compliance Officer bei Kwizda. Wir sprechen darüber, wie ESG und Compliance echte Wettbewerbsvorteile schaffen können und was das Management dafür tun muss, hier das gesamte Team mit ins Boot zu holen.

Business Circle: Sehr geehrte Frau Mag. Hollerer, sehr geehrter Herr Mag. Staudacher, Sie sind Group Sustainability Managerin und Group Compliance Manager sowie Certified Compliance Officer bei der Kwizda Unternehmensgruppe. Können Sie kurz beschreiben, wie Sie Ihr Weg jeweils dorthin geführt hat und wie sich Ihre Verantwortungsbereiche in Ihrer täglichen Arbeit typischerweise berühren?
Isabella Hollerer: Ursprünglich komme ich aus den Naturwissenschaften. Nach meinem Biologiestudium habe ich meine Kenntnisse in den Bereichen Unternehmerische Nachhaltigkeit, Kommunikation sowie Betriebswirtschaft durch weitere Ausbildungen vertieft. Seit 2010 bin ich als Nachhaltigkeitsmanagerin sowohl in österreichischen Handels- als auch in internationalen Industrieunternehmen tätig. In dieser Rolle habe ich das Nachhaltigkeitsmanagement umfassend implementiert, Nachhaltigkeitsberichte erstellt und weiterentwickelt sowie begleitende PR-Maßnahmen umgesetzt. Seit November 2022 bin ich bei der Kwizda Unternehmensgruppe und aktuell setzen wir neben der strategischen Implementierung des Themas Nachhaltigkeit einen starken Fokus auf die Umsetzung der verpflichtenden CSRD-Berichterstattung.
Michael Staudacher: Ich komme aus der Juristerei. Bevor ich vor gut 11 Jahren in der Rechtsabteilung von Kwizda begonnen habe, war ich als Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten Umweltrecht, Datenschutz, IT/IP-Law sowie öffentliches Wirtschaftsrecht tätig. Bei Kwizda habe ich sehr bald neben meinen anderen Tätigkeiten die Datenschutzbelange übernommen und anlässlich der Einführung der DSGVO eine gruppenweite Datenschutzorganisation aufgebaut. Nachdem wir hier positiven Erfahrungen im Unternehmen gesammelt haben, war der nächste logische Schritt zum Aufbau eines CMS eigentlich recht naheliegend, weshalb ich vor rund 2 Jahren damit begonnen habe. Seit ca. einem Jahr bin ich nun als zertifizierter Compliance Officer neben meiner weiteren Tätigkeit in der Rechtsabteilung nun auch der Group Compliance Manager bei der Kwizda Unternehmensgruppe.
Hollerer: Eine enge Verzahnung von ESG-Themen und Compliance-Themen sehen wir als entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Die Schnittstellen dazu sind vielfältig. Beide Bereiche arbeiten eng zusammen bei regulatorischen Anforderungen, Risikomanagement sowie bei der Integration dieser Themen in unsere Unternehmenskultur. In unserer täglichen Arbeit gibt es viele Berührungspunkte, besonders bei Themen wie Lieferkettenmanagement, Berichterstattung und der Implementierung von Richtlinien.

BC: Daran anschließend: Als Querschnittsmaterie mit dem Anspruch, „externe“ Werte im Unternehmen umzusetzen, hat Nachhaltigkeit große Ähnlichkeiten mit Compliance, wann hat sich in Ihrem Haus das ESG-Management als eigenes Berufsbild etabliert und kam es aus der Compliance heraus oder hat es sich eigenständig entwickelt?
Staudacher: Das ESG-Management hat sich, so wie das Compliance-Management, bei Kwizda in den letzten Jahren als eigenständiger Bereich entwickelt, parallel zur wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie. Während es anfangs noch thematisch auf mehrere Abteilungen insbesondere innerhalb der Holding aufgeteilt war, hat es sich mittlerweile zu einem selbständigen Aufgabenbereich herauskristallisiert. Gleiches gilt auch für die Compliance.

BC: Können Sie Beispiele nennen, wie sich Compliance-Risiken und ESG-Risiken gegenseitig aufschaukeln und welche Maßnahmen Sie setzen, um Synergien bestmöglich zu nutzen?
Hollerer: Viele der heutigen ESG-Vorgaben sind mittlerweile gesetzlich verankert, was bedeutet, dass Unternehmen bei einem Versäumnis der Einhaltung nicht nur mit rechtlichen Konsequenzen rechnen müssen, sondern auch das Risiko von Reputationsschäden erheblich steigt. Negative Berichterstattung über die Nichteinhaltung von ESG-Kriterien kann das Vertrauen in die Compliance eines Unternehmens nachhaltig untergraben. Darüber hinaus können Compliance-Verstöße, insbesondere solche, die ethisches Verhalten betreffen, die Wahrnehmung der ESG-Leistungen stark beeinträchtigen.
Staudacher: Ein aktuelles Beispiel für die Verknüpfung von Compliance- und ESG-Risiken ist das Lieferkettenmanagement. Unethische Praktiken bei Lieferanten können sowohl Compliance-Verstöße als auch Reputationsschäden im ESG-Bereich verursachen. Der Aufbau einer gemeinsamen internen Governance-Struktur fördert hierzu den Austausch von Informationen und Strategien, während ein interdisziplinäres Team auch sicherstellt, dass beide Bereiche harmonisch zusammenarbeiten. Um die Mitarbeitenden für die Bedeutung dieser Themen zu sensibilisieren, veranstalten wir auch regelmäßige Schulungen. Sie fördern einerseits die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses und andererseits eine verantwortungsvolle Unternehmenskultur.

BC: Wenn schon die Compliance- und die ESG-Abteilung zusammenarbeiten, darf als Drittes im Bunde eigentlich die Rechtsabteilung nicht fehlen. Wie gestalten Sie hier die Kommunikation und das Schnittstellenmanagement?
Staudacher: Ich vereinige in meiner Person sowohl die Funktion des Compliance Officers als auch des Legal Advisors und bin nach wie vor in der Rechtsabteilung tätig. Vor diesem Hintergrund ist die Rechtsabteilung direkt in die Agenden von Compliance aber auch Sustainability eingebunden.

BC: Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt und wie haben Sie sich dabei abgestimmt, das Compliance-Management-System (CMS) Ihres Unternehmens an die aktuellen ESG-Anforderungen anzupassen?
Hollerer: Der interne Aufbau eines, sowohl Sustainability- als auch Compliance Kernteams hat hierbei sehr stark unterstützt. Ein regelmäßiger Austausch zu Anforderungen und deren mögliche Umsetzung hilft uns bei der gegenseitigen Abstimmung. Ein gutes Beispiel liefert unser überarbeiteter Code of Conduct, in dem wir ESG-Kriterien umfassend implementiert haben.

Transparente Kommunikation und „tone from the top“ sind unerlässlich

BC: Wie gelingt es Ihrer Erfahrung nach am besten, das gesamte Team mit an Bord zu holen und sicherzustellen, dass die Verantwortung für ESG und Compliance auf allen Ebenen des Unternehmens auch wirklich gelebt wird?
Staudacher: Unsere Erfahrung zeigt, dass es dazu eine Kombination mehrerer strategischer Ansätze erfordert. Das Engagement der Führungsebene ist dabei sehr entscheidend. Der „tone from the top“ ist unerlässlich. Wenn Unternehmensleitungen aktiv und sichtbar für diese Themen eintreten, motiviert dies das gesamte Team.
Hollerer: Darüber hinaus spielt transparente Kommunikation ebenso eine wesentliche Rolle: regelmäßige Updates stärken das Engagement aller Mitarbeitenden. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die auch das Einbinden der Mitarbeitenden, z.b. sehen wir, dass in Workshops viele Ideen eingebracht werden. Abschließend gilt es auch klare Verantwortlichkeiten zu definieren, diese schaffen Verantwortungsbewusstsein. Jeder sollte wissen, wie er zur Erreichung der Ziele beitragen kann.

BC: Etwas allgemeiner: Europa will besser sein als der Rest der Welt: Reportingpflichten, Meldepflichten, Regulatorik, jetzt kommt noch ESG dazu. Wie können wir dieses moralisch hohe Ross in globale Wettbewerbsvorteile umsetzen?
Staudacher: Die hohen Standards in Europa können durchaus Wettbewerbsvorteile bieten. Wir sehen, dass die Nachfrage nach nachhaltigen und ethisch produzierten Produkten weltweit steigt, was europäischen Unternehmen zugutekommt. Die Konsumenten, aber auch Mitarbeitenden sind heute deutlich kritischer und besser informiert, als noch vor einigen Jahren. 

BC: Abschließend: Was ist die zentrale Botschaft, die Ihr Workshop vermitteln soll, was soll das Publikum aus Ihrem Vortrag mitnehmen?
Hollerer: Die zentrale Botschaft unseres Workshops ist, dass die Integration von ESG und Compliance nicht nur eine regulatorische Notwendigkeit ist, sondern echte Wettbewerbsvorteile schafft. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Sustainability und Compliance führt hierbei zu zahlreichen Synergieeffekten im Unternehmen. Wir möchten zeigen, wie wir bei Kwizda diese Integration praktisch umsetzen und welche Vorteile sich daraus für unser Unternehmen ergeben.

BC: Sehr geehrte Frau Mag. Hollerer, sehr geehrter Herr Staudacher, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und freuen uns auf Ihren Beitrag bei der „Compliance now!“

blog kwizda 2410 hollerer  blog kwizda 2410 staudacher2 

 

alle neuerungen auf einen blick?

Wir entwickeln unsere Veranstaltungen laufend weiter. Abonnieren Sie unseren Newsletter und verpassen Sie kein Update.
Sie können den Business Circle Newsletter jederzeit abbestellen.

Themen wählen


Themen wählen

unsere veranstaltungsbereiche

X

Right Click

No right click