• AML und Sanktionen – Status Quo und Ausblick: Interview mit Valerie Croy-Markones

Valerie Croy-Markones ist Head of CIB Client Management in der RBI. Im Vorfeld des neuen AML-Lehrganges sprechen wir über neue Herausforderungen in KYC-Prozessen, das Schnittstellenmanagement zwischen AML und Compliance und warum es so wichtig ist, auch mit der persönlichen Weiterbildung immer up-to-date zu sein.

Business Circle: Sehr geehrte Frau Croy-Markones, Sie sind Head of CIB Client Management in der Raiffeisen Bank International, können Sie uns kurz beschreiben, wie Sie Ihr Werdegang dorthin geführt hat?
Valerie Croy-Markones: Nun, ich bin schon seit fast 25 Jahren in der RBI und habe schon einiges gemacht. Ich habe im Jahr 2000 in der Abteilung Syndications (Syndizierte Kredite), also im Kreditgeschäft begonnen. Nachdem ich 3 Kinder habe, bin ich nach den Karenzen immer wieder in neue Themen eingestiegen. Unter anderen habe ich das ursprüngliche KYC Team in der RBI begründet und mit aufgebaut. Nach 10 Jahren habe ich dann wieder auf die Business Seite gewechselt. Meine Abteilung ist für alle Non-Sales Themen am Kunden (Kommerzkunden, Banken, Versicherungen, etc.) zuständig. Wir sind, wenn ich das so sagen darf, die Übersetzer zwischen Kunden und internen Prozessen. Wir stellen sicher, dass unsere Kunden im täglichen Leben so schnell als möglich eine Lösung für ihre Themen/Probleme/Wünsche erhalten. Wir sind eine Schnittstelle im Haus zu allen Kunden- und Produktabteilungen, sowie auch für Compliance. 

BC: Geopolitische Rahmenbedingungen können sich manchmal rasch ändern. Wie stellen Sie mit Ihrem Team sicher, dass Sie nicht nur über die neuesten Sanktionsvorgaben informiert sind sondern auch etwaige zukünftige Sanktionsmaßnahmen antizipieren können?
Croy-Markones: Wir arbeiten extrem eng mit den KollegInnen aus Compliance zusammen. Täglich stehen wir miteinander im Austausch. Compliance hält uns immer am Laufenden zu Sanktionsvorgaben und wir bauen diese in unsere tägliche Prozesse ein. Ich würde sagen, da passt kein Blatt dazwischen. Unsere KollegInnen halten laufend Schulungen und ermöglichen den Erfahrungsaustausch. Ich würde sagen, da passt kein Blatt dazwischen.

BC: Was wäre ein typisches Beispiel für einen Versuch, durch verschleierte oder komplexe Transaktionen Sanktionen zu umgehen, und wie gehen Sie in Ihrem Beruf damit um?
Croy-Markones: Da gibt es sicher einige Beispiele, aber ein sehr bekanntes Phänomen sind die „proforma“ Verkäufe der Anteile an einem Unternehmen durch sanktionierte Personen an nicht-sanktionierte Personen. Es ist daher sehr wichtig Kunden genau zu kennen und mit ihnen im laufenden Austausch zu stehen. Im Zuge des KYC Prozesses fallen natürlich Eigentümerwechsel auf. Die genaue Überprüfung ist daher essentiell.

BC: Seit Beginn des Krieges in der Ukraine stehen die Sanktionen gegen Russland im Fokus des öffentlichen Interesses. Welche anderen Staaten stehen derzeit aus Sicht der EU unter Sanktionen, und wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?
Croy-Markones: Die Liste der Länder ist recht lang und die Sanktionen in ihrer Ausprägung recht unterschiedlich. Seit vielen Jahren steht bspw. der Iran (2011) oder Nord Korea (2006) im Fokus von Sanktionen. Anders als bei Russland und Weissrussland sind diese Regionen nicht im Business Fokus der RBI, daher wirkt sich dies nur minimal auf unsere Arbeit aus.

Sanktionen können nur umgesetzt werden, wenn alle Parteien an einem Strang ziehen.

BC: Wie wichtig ist in Ihrer täglichen Arbeit die Kooperation zwischen verschiedenen internationalen Banken und Behörden, um Sanktionen effektiv durchzusetzen?
Croy-Markones: Die enge Zusammenarbeit im Finanzsystem ist unumgänglich und absolut essentiell. Sanktionen können nur umgesetzt werden, wenn alle Parteien an einem Strang ziehen. Wie auch im Fußball, kann die Mannschaft nur gewinnen, wenn alle auf dasselbe Tor spielen.

BC: Welche Trends oder Entwicklungen im Sanktionsmangement verfolgen Sie besonders aufmerksam, und warum?
Croy-Markones: Ich befasse mich derzeit natürlich am meisten mit den Sanktionen gegen Russland. Es werden Maßnahmen nicht immer bis ins Detail der Umsetzung durchgedacht. Das Reporting wird komplexer und die Geschwindigkeit von neuen Maßnahmen sind eine Herausforderung im tägliche Prozessen wie dem Zahlungsverkehr. Da in meinem Verantwortungsbereich die Kundenkonten liegen, muss ich mich hier kontinuierlich am Laufenden halten. Im Sanktionsmanagement können wir heute auf AI und Digitalisierung nicht mehr verzichten. Daher verfolge ich ganz besonders Möglichkeiten, die uns die Arbeit wesentlich erleichtern bzw. abnehmen.

BC: Abschließend: Wir gehen jetzt mit dem AML-Lehrgang (Damals „Compliance Management in Banken“) schon seit 5 Jahren ein Stück gemeinsamen Weges, wie würden Sie diesen Lehrgang einem Berufsanfänger im Geldwäschemanagement einer großen Bank beschreiben?
Croy-Markones: Also ich kann diesen Lehrgang natürlich nur empfehlen. Wir haben ihn ja vor einem Jahr neu strukturiert und vom gesetzlichen Umfeld bis hin zur Praxisanwendung für Compliance Mitarbeiter, ist alles dabei. Mein Teil befasst sich mit der Praxis in der Kundenbetreuung. Was muss man heute beachten und auch als Kundenbetreuer wissen und umsetzen? Wir haben immer sehr angeregte Diskussionen und es sind die unterschiedlichsten Teilnehmer dabei.

BC: Liebe Frau Croy-Markones, Danke für die spannden Einblicke, wir freuen uns, Sie zum AML-Lehrgang und zur "Compliance now!" zu begrüßen.

Blog comp24 vbalerie 200

Valerie Croy-Markones, BA ist Head of CIB Client Management in der RBI. In dieser Funktion ist sie zuständig für alle Firmenkunden-Onboardings inclusive AML/FATCA/CRS/PEP/FISA Prüfung. Als Vortragende im Lehrgang zum zertifizierten AML & Sanctions Officer referiert sie zum Themenkomplex KYC – Know your customer. Auf der „Compliance now!“ ist sie am 22. November 2024 zusammen mit Dr. Torsten Güldner-Bervoerts Gastgeberin eines Round Tables mit dem Titel: „Sanktionen – Status Quo und Ausblick: komplexe und schnelllebige Herausforderung im Bankenalltag richtig managen“

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